Interview mit Helga Bittner (Neuss-Grevenbroich-Zeitung)

Hat das Dirigat beim Konzert "CrossArt" nicht etwas von einer Examenssituation?

"Das habe ich mit im Vorfeld durchaus so vorgestellt", sagt er lachend, "aber nach der ersten Probe ist das Gefühl völlig verschwunden." Nicht nur, weil er die Atmosphäre als sehr "nett und menschlich" empfunden hat, sondern vor allem, weil die Musiker auch sogleich auf seine ganz besondere Idee angesprungen seien: Weil auf dem Programm des Konzerts Barockmusik steht, lässt Weser die Streicher auch Barockbögen benutzen, die kürzer als die modernen Bögen sind und im Gegensatz zu diesen statt flächig eher rhythmisch geführt werden.
Zudem hat der Dirigent die Sitzordnung entsprechend der historischen Aufführungspraxis geändert und 1. und 2. Geige einander gegenüber postiert (statt wie sonst üblich nebeneinander). "Und obwohl das Orchester solches zum ersten Mal macht, hat es sofort geklappt", sagt Weser mit einem Ton in der Stimme, in dem Freude und Hochachtung gleichermaßen schwingen. Und warum er diese Änderung durchsetzen wollte, weiß er auch gleich zu erklären: "Ich fasse Musik wie eine Sprache auf, wie einen Dialekt, den ich so original wie möglich hinbekommen möchte."

Das Idealbild sei natürlich, "akzentfrei sprechen zu können", wobei er das allerdings mit den "uns heute zur Verfügung stehenden Mitteln" erreichen möchte. Und das heißt zum Beispiel, es bei Barockbögen zu belassen, aber nicht das komplette historische Instrumententableau aufzufahren. Das Programm des DKN-Konzerts mit Barockmusik und Jazz ist zugleich auch ein Spiegelbild seiner grundsätzlichen musikalischen Linie: Grenzen zu überschreiten und gleichzeitig die Nähe zwischen Musik aus unterschiedlichen Epochen und Ländern herauszustellen - das ist ihm fast schon ein Herzensanliegen.


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